Donnerstag, 12. Juli 2012

The Myth Buster - Science Tales. Lies, Hoaxes and Scams von Darryl Cunningham (Rezension)

"Everyone is entitled to their own opinion, however, everyone is not entitled to their own facts." - Michael Specter

In einer ungewöhnlichen Art präsentiert der britische Künstler Darryl Cunningham hitzig umstrittene wissenschaftliche Themen in seinem Buch  Science Tales. Lies, Hoaxes and Scams verlegt bei Myriad Editions. Eigentlich ist es absurd bei seiner Auswahl von hitzig umstrittenen Themen zu sprechen, handelt es sich doch aus einer wissenschaftlichen Perspektive um anerkannte Theorien oder Ereignisse (Evolutionstheorie und Mondfahrt z.B.). Allerdings scheint das ja so manch Eine(n) eher weniger zu interessieren und schon findet man sich mit esoterischen Ideen, Verschwörungstheroien oder schlicht mit religös geprägten Glauben konfrontiert.

Cunninghams Motivation, das Buch zu zeichnen, erklärt er in einem Interview mit dem englischen Observer:

"It was the amount of disinformation and anti-science stuff around," he tells me. The danger with alternative therapies such as homeopathy is "apart from the fact that you spend a lot of money on them, they could delay you from getting real treatment for something such as cancer where a week or a month could mean the difference between life and death."

Quelle: http://darryl-cunningham.blogspot.co.uk/
Cunningham hat auf seinem eigenen Blog vorab einzelne Kapitel der Science Tales veröffentlicht, um auch seine LeserInen im Prozeß der Entstehung einzubinden und um eine Methode anzuwenden, die den wissenschaftlichen Betrieb auszeichnet: die peer to peer review. Am häufigsten kommentiert wurde das Kapitel Evolution, dicht gefolgt von The Moon Hoax (hier die Statistik auf Darryl Cunninghams Blog). Auf dem Blog kann man sich ebenfalls einen Eindruck von Darryls Zeichenstil und seiner Themenspalette machen.

Der Zeichenstil wirkt eher grob und kantig. Wie man in dem oben verlinkten Interview nachlesen kann, sah sich Cunningham am Anfang seiner Karriere mehr als Schreiber, denn als Zeichner. Heute hat er zwar eine Synthese aus beiden Ansätzen gefunden, ist sich aber auch nicht zu schade, Photoshop zu verwenden, wenn es um erkennbare ikonische Fotos geht.

Die kurzen...ja, was eigentlich? Handelt es sich bei Science Tales nicht um Geschichten noch reine Comicstrips. Seine kurzen Präsentationen lassen sich schnell lesen und sein Argument wird einfach heraus gearbeitet. Die Kürze führt natürlich unweigerlich dazu, daß es nicht in die Tiefe gehen kann. Auch die reinen Faktendichte verhindert den Fluß einer Geschichte, es wirkt dann doch manchmal leicht stakkatohaft. Die kleinen Wissenschafts-Strips helfen beim Finden der ersten Gegenargumente, wenn man denn am Stammtisch mit drei Gruppen konfrontiert wird: a. Esoteriker, b. Verschwörungstheoretiker oder c. Spinner im Allgemeinen. Und das mit einem Augenzwinkern.

Nachdem ich letzte Woche in Edinburgh einem Vortrag während der Annual International Conference der Royal Geographical Society lauschen durfte, der eher einer Werbemaßnahme für das Heilen durch Handauflegen gleichkam (Man stelle sich eine Grafik vor, die das Wohlbefinden vor der Heilung zeigt - natürlich schlecht - und danach: natürlich exellent und alles nur durch mögliches Handauflegen - tatsächlich gibt es diese "Studie" auch im Netz!) als in irgendeiner Weise in einen kritischen wissenschaftlichen Kontext eingebunden war, bin ich mir ziemlich sicher, dass es Menschen aus oben genannten Gruppen a, b, c in jeglichen Zirkeln gibt. Comics können also allen helfen, ihren Horizont zu erweitern.


'Quelle: Cunninghams Blog
Ich habe mir das Buch übrigens signiert gekauft, bei dieser Plate konnte ich einfach nicht widerstehen.Der kleine Pinguin erklärt Darryl nämlich, wie es sich mit der Erderwärmung verhält und was es da für Argumente der Besorgten und weniger Besorgten gibt. An dieser Stelle sei mir auch erlaubt, ComicliebhaberInen auf Städtereise in London auf den Comicshop Gosh! hinzuweisen. Der Laden hat eine gute Auswahl an Graphic Novels. Häufig gibt es auch Events und Signierstunden, dazu kann man immer mal wieder signierte (Erst-) Ausgaben kaufen. Einen Comiclesezirkel gibt es auch. Unten im Keller gibt es dann die Heftchen. Merchandise gibt es hingegen nicht. Insgesamt ist die Atmosphäre viel netter, weniger hektisch als bei Forbidden Planet, das Wort Kommerz springt einen nicht so direkt an. Obwohl vielleicht einige, die etwas chique Atmosphäre irritierend finden könnten. Unten im Keller hingegen hat man immer noch das Nerdgefühl.