Unendlicher Spaß von David Foster Wallace
" - Ich wollte mir nicht unbedingt wehtun. Oder mich irgendwie bestrafen. Ich hasse mich nicht. Ich wollte bloß raus. Ich wollte nicht mehr mitspielen, das ist alles. [...] Ich wollte bloß nicht mehr denken müssen. Ich gehöre zu einem anderen Typ. Ich wollte mich bloß nicht mehr so fühlen. Wenn ich mich bloß in ein wirklich langes Koma hätte versetzen können, dann hätte ich das gemacht. Wenn ich mir Schocks hätte versetzen können, dann hätte ich das gemacht. Stattdessen. [...] Ich will, weil ich mich so fühle. Das Gefühl ist der Grund, warum ich sterben will. Ich bin hier, weil ich sterben will. Deswegen bin ich in einem Zimmer ohne Fenster, mit vergitterten Glühbirnen und ohne Schloss an der Klotür. Deswegen hat man mir Schnürsenkel und Gürtel weggenommen. Nur das Gefühl nimmt man mir nicht weg, oder? [...]
- Was ich, glaube ich, gern wüsste, ist Folgendes: Ist dieses von Ihnen beschriebene Gefühl das Gefühl, das Sie mit Ihrer Depression verbinden? [...]
- Wenn die Leute das so nennen, bin ich immer genervt, weil ich immer finde, Depression, das klingt so, als wäre man bloß tierisch traurig, als würde man still und melancholisch und stumm am Fenster sitzen und seufzen oder einfach nur im Bett liegen. Ein Zustand, wo einen einfach alles kaltlässt. Eine Art Trübsal, dabei aber irgendwie friedlich. [...] Das hier [...] ist aber kein Zustand. Das ist ein Gefühl. Ich fühle es überall in den Armen und Beinen. [...] Überall. Kopf, Hals, Hintern. Im Bauch. Es ist einfach überall. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll. Es ist, als könnte ich nicht weit genug raus, um ein Wort dafür zu finden. Es ist eher Grauen als Traurigkeit. Ja, eher wie Grauen. Es ist, als passiert gleich was Schreckliches, das Schrecklichste, was man sich vorstellen kann - nein, schlimmer als alles, was man sich vorstellen kann, weil da dieses Gefühl ist, dass man sofort was machen muss, um es zu stoppen, aber man weiß nicht, was man machen muss, und dann passiert es auch die ganze schreckliche Zeit, es passiert gleich und es passiert jetzt, alles zur selben Zeit. [...] Alles wird schrecklich. Alles, was man sieht, wird hässlich. Genauer gesagt beklemmend. Doktor Garton hat das mal gesagt, beklemmend. Das ist das richtige Wort. Und alles klingt scharf, ja stachelig und scharf, als hätte alles, was man hört plötzlich Zähne." - David Foster Wallace, Unendlicher Spaß, Hamburg 2011.
hast du das buch komplett gelesen? hab ich mich bisher nicht getraut. sollte ich das tun? die zitierte stelle zumindest ist ziemlich eindringlich...
AntwortenLöschenalso, ich kann dich beruhigen - ich bin noch ziemlich am anfang meiner lektüre. finde es aber wirklich großartig übersetzt, auch wenn es nur von medizinischen fachausdrücken wimmelt. stellenweise sehr großartige formulierungen und beobachtungen drin. hab mir die deutsche taschenbuchausgabe gekauft, wie man der literaturangabe vielleicht entnehmen kann, kann diese aber nur bedingt empfehlen, denn dünndruck ist einfach scheiße. wenn dann würde ich unbedingt ein paar mehr euros in die gebundene ausgabe stecken. wir könnten eine art lesetagebuch machen...:) summa sumarum hab ich gehört, dass es eine fordernde und anstrengende lektüre sei, aber deswegen auch bereichernd. ich sehe zumindest mehr chancen den foster wallace zu beenden als die "ästhetik des widerstandes".
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