Mein
Leben mit Mr Dangerous
Paul
Hornschemeier
Quelle: www.carlsen.de |
Comic|
Carlsen Verlag | 160 S., 19,90 Euro ||Wen man zu seinem 26. Geburtstag ein
pinkes Einhorn-Sweatshirt von seiner Mutter geschenkt bekommt, dann muss
irgendwas schief gelaufen sein. Amy, Protagonistin in Hornschemeiers Buch, scheint
an einem Tiefpunkt in ihrem Leben angekommen, ihr Leben dümpelt dahin. Es besteht
darin, die Grausamkeit des Alltags zu überstehen, ihren Job irgendwie zu
überleben und ihr verkorkstes Beziehungsleben zu reflektieren. Freundin sind
eher rar gesäht, die Beziehung zur Mutter ist komplex bis schwierig, der
Partner ein Arschloch, Trost auf dieser Dauerdurstrecke spenden einzig die
treuen Begleiter Moritz, ein Kater, und eine Fernsehserie mit ihrem Helden Mr.
Dangerous. Der natürlich, ganz die Nerdin, in allen Lebenslagen zitiert werden
kann und als Referenzpunkt herhält. Überschattet wird das ganze auch noch mit
einer unerfüllten Liebe zu ihrem besten Freund, der just nach San Francisco
gezogen ist. Mehr Drama geht ja schon nicht mehr. Man hat das Gefühl, dass Amys
Gefühlsleben genausesten von Hornschemeier für den Leser seziert wird. Manch
einer wird das als
schmerzlich-langweilig empfinden, weil er sich mit keinem Deut mit Amy
identfizieren kann. Für andere gwinnt damit Amys Charkter an Tiefe. Es ist eine
Geschichte über Gefühle der Deplatziertheit und das Bewahren des Kindlichen in
einer Erwachsenenwelt. Hornschemeier geht in seiner Geschichte spärlich mit
Text um, oft sind es die Bilder, die das Innenleben seiner Protagonistin
erzählen. Der Ton ist humorig –trocken bis melancholisch. Vom Stil her irgendwo
zwischen Chris Ware und Jason und doch ganz eigen. Für Hornschemeier typisch
werden auch hier unterschiedliche Erzählebenen in einem jeweils anderen Stil
gezeichnet, Farbgebung und Zeichenstil passen sich dabei dem Inhalt der
jeweiligen Ebene an und sind treffend gewählt. Amys Geschichte endet mit einem
Happy End an allen Fronten. Wohlverdient möchte man meinen.
Die Süddeutsche hat eine längere Rezension zum Comic
Die
besten Feinde
Eine
Geschichte der Beziehungen der Vereinigten Staaten mit dem Nahen Osten. Erster
Teil 1783/1953
Jean-Pierre
Filiu und David B.
Quelle: www.avant-verlag.de |
Comic
| Avant Verlag | 120 S., 19,95 Euro || Der vorliegende Band ist ein Sachcomic,
der sich mit der Beziehung der USA mit dem mitteleren Osten beschäftigt. Die
Betonung liegt hierbei auf dem Wort SACHcomic und muss eher als historische
Einfürhung in einen Konflikt gelesen werden, dessen Wurzeln bereits im
Mittelalter liegen. Verantwortlich für den Comic zeigt sich der Historiker und Spezialist für den Nahen Osten Jean-Pierre
Filiu, der diese diese dichte, kompensierte Geschichte einer komplizierten
Beziehung schrieb. Dabei ließ er auch Originalzitate einfließen, was den
Aussagewert des Comics natürlich erhöhen soll. Der zeichnerische Part wurde von
David B. übernommen, der wiederum Marjane Satrapi (Persepolis) und Craigh
Thompson (Blankets) beeinflußt hat. Das Namedropping zeigt schon, wir haben es
hier mit jemanden zu tun, der zeichnen kann. David B. schafft es, den Konflikt
mit einer eigenen Bildersprache zu illustrieren und natürlich auch zu
interpretieren. Es lohnt sich, seine schwarz/weiß Bilder eingehender zu betrachten.
So wird der Turban zu einem mehrdeutigen Symbol: als Welt, die es zu erobern
gilt; als Land, das man verteidigen muß, aber auch für ein zerfallendes Reich.
Ein weiteres Beispiel befindet sich im Kaptiel „Öl“. Dort wird das
Beziehungsgeflecht und seine Akterure als Teil von Ölpipelines dargestellt, das
hat etwas Karikaturhaftes und macht das Buch, trotz vieler historischer Fakten
vernüglich zu lesen. Der erste Band ist in vier Kapitel unterteilt und
beschäftigt sich zunächst mit mythischen Ursprüngen (Epos von Gilgamesh). Es
folgt ein ausführliches Kaptiel über Piraterie. Darauf das bereits erwähnte
Kapitel „Öl“ und am Ende das Kapitel über den Staatsstreich im Iran. Man darf
gespannt auf den nächsten Teil sein, wenn es dann um den Golfkrieg gehen wird.
Eine kleine Leseprobe findet man auf der Verlagsseite
Eine Besprechung in der Welt von Waldemar Kesler
Bei arte findet man ein kurzes Video
Und ein kurzer Radiobeitrag beim schweizerischen Radio DRS 2