Literarische Obsessionen können harmlos anfangen.
Beispielsweise mit einer Kurzgeschichte namens The Lottery von
Shirley Jackson. Während meines Moduls Introduction to Fiction mußten
wir eine Reihe von Kurzgeschichten lesen. Eigentlich bin ich kein großer
Kurzgeschichten-Fan. Ich präferiere Welzer. Wir leben ja schon in
schnelllebigen Zeiten, da macht es mir einfach Spaß mich für längere
Zeit aus dem Geschehen mit einem guten Buch auzuklinken. Das höchste der
Gefühle ist für mich eine Novelle, aber bei oben genannter
Kurzgeschichte hat es trotzdem klick gemacht. Mittlerweile habe ich weit
über 50 Pfund ausgegeben, um Jacksons literarisches Schaffen auf meinen
Regalbrettern einordnen zu können.
The Lottery
wurde 1948 das erste Mal im New Yorker veröffentlicht und die
Reaktionen waren ausgesprochen negativ. Aufgebrachte Leser_Inen
kündigten ihr Abo und schrieben bösartige Leserbriefe. Von den über
dreihundert schriftlichen Reaktionen, waren nur 13 positiv, die auch
noch überwiegend von Jacksons Freund_Inen kamen. Ihre Mutter schrieb
Jackson sinngemäß als Reaktion auf die Kurzgeschichte: "Vater und mir
war deine Geschichte im New Yorker gänzlich egal [...] es scheint,
Liebes, daß diese düstere Art des Erzählens alles ist, was euch junge
Menschen dieser Tage interessiert. Warum schreibst Du nicht etwas, um
Menschen aufzuheitern?".
Jackson selbst erinnert sich, "daß
der allgemeine Ton der früheren Briefe zunächst [...] nicht so sehr
damit beschäftigt war, was die Geschichte bedeutet; was die
Schreiber_Inen wissen wollten, wo diese Lotterien statt fanden und ob sie dorthin gehen und zuschauen könnten." - Was, wer die Geschichte gelesen hat, kein gutes Bild auf die Mitmenschen wirft.
Aber was hat die Leserschaft des New Yorkers eigentlich so aufgeregt?
Der
Inhalt der Kurzgeschichte ist eigentlich schnell erzählt. In einer
kleinen Stadt mit 300 Einwohner_Inen findet all jährlich ein Ritual
statt, eben die Lotterie. Es handelt sich dabei um ein Ernteritual, das
anscheinend einige andere Städte in der Gegend bereits aufgegeben haben,
während in der beschriebenen Stadt, die Bevölkerung dieses Ereignis mit
Eifer zelebriert. Allerdings hat dieses Ritual fatale Konsequenzen.
Atmosphärisch hat mich die Kurzgeschichte stark an The Wicker Man,
einen britischen Horrorklassiker des Films, erinnert. Wahrscheinlich
weil ich die Dorfgemeinschaft, die Jackson beschreibt, als genau so
isoliert und ja, auch irgendwie hinterwäldlerisch wahrgenommen habe.
In
der Kritik steht die Herdenmentalität, in die Menschn nur zu gerne
verfallen und mit welcher Dankbarkeit man Traditionen folgt, ohne deren
tieferen Sinn bzw. moralischen Implikationen zu hinterfragen.
Der
Autorin gelingt es, zunächst das Bild einer ganz normalen (natürlich
ein streitbarer Begriff, der Einfachheit halber aber trotzdem gewählt)
Dorfgemeinschaft zu zeichnen. Doch halt, langsam überkommt einen als
Leserin das Gefühlt, daß hier etwas nicht stimmt. Das Böse oder vielmehr
Unmoralische schleicht sich in die Geschichte ein und zeigt seine
unrühmliche Fratze im letzten Satz der Geschichte unverhüllt.
Da ich nicht alles vorweg nehmen möchte, sei auf die Seite des New Yorkers verwiesen, dort kann man sich im Podcast die Geschichte auf Englisch anhören. The Lottery
gilt heute als eine der berühmtesten Kurzgeschichten in der
amerikanischen Literaturgeschichte. Als Indiz für ihre Bedeutung läßt
sich anführen, daß sich zwei der bekanntesten amerikanischen
Zeichentrickserien, The Simpson und Southpark, in Richtung Jackson verbeugen und auf ihre Kurzgeschichte verweisen.
In der Simpsons-Episode Dog of Death
grassiert in Springfield das Lottofieber. Jede_r möchte gerne den
Jackpot gewinnen. Auch Homer Simpson, und so er eilt in die örtliche
Bücherei, um sich dort eine Ausgabe von The Lottery zu leihen. Er
erhofft sich von der Geschichte Tips zum Gewinn des Jackpots. Ken
Brockmann, seines Zeichens der lokale Nachrichtenberichterstatter,
berichtet über das plötzliche Interesse an der Kurzgeschichte, nicht
ohne festzustellen, daß "das Buch natürlich keinerlei Tips beinhaltet,
wie man die Lotterie gewinnt. Es ist vielmehr eine gruselige Geschichte
über Konformität, die auf die Spitze getrieben wird." [Originalzitat
nach Wikipedia: "Of course, the book does not
contain any hints on how to win the lottery. It is, rather, a chilling
tale of conformity gone mad."]
Auch die Southpark-Macher haben sich von Jackson inspirieren lassen. Die Episode Britney`s new look baisert auf der Idee, was passiert, wenn Britney Spears in das Dorf kommt, in dem das Ritual the Lottery statt findet. Teile des Dialogs in der Serie sind Originalzitate aus Jacksons Geschichte.
In meinem nächsten Blogpost möchte ich mich Jacksons Romanen widmen, We have always lived in a castle, The haunting of hill house und The Sundial,
die durch ihre Motive miteinander verbunden zu sein scheinen, dem
Übersinnlichen und dem Horror, aber eben auch Isolation und Abgrenzung.
Wer Autor_Inen wie Neil Gaiman oder Stephen Kind mag, sollte bei Jackson
durchaus einen Blick riskieren.
Eine kleine
Randbemerkung zu deutschen Romanausgaben: Jacksons Romane scheinen zur
Zeit nur gebraucht erhältlich. Mitunter ist also auf dem antiquarischen
Buchmarkt das ein oder andere Schnäppchen zu machen. Im Englischen sind
leider auch nicht sämtliche Titel von ihr erhältlich. Aber es scheint,
dass man sich bei Penguin der Sache angenommen hat. Im Laufe von 2013
werden ihre vergriffenen Romane wieder veröffentlicht. Wer nicht so
lange warten kann und ein wenig Geld übrig hat, findet sie natürlich
auch gebraucht im Internet. Oder im second hand Laden seines Vertrauens.
Bibliographischer Steckbrief meiner Ausgabe:
Autorin: Shirley Jackson
Titel: The Lottery and Other Stories
Verlag und Erscheinungsjahr: Penguin 2009
Preis: 11,80 €
Seiten: 320
Sonntag, 24. Februar 2013
Mittwoch, 20. Februar 2013
Vertrauen Sie mir - Ich weiß, was ich tue!
Gerade sind wir im Poetry Modul. Natürlich gab es schon Feedback für die Poems, die ich geschrieben habe. Also betrachtet diese hier als Draft und wahrscheinlich werden sie in überarbeiteter Form später noch einmal auftauchen.
Natürlich sind alle eingeladen Feedback zu geben. Schreiben ist nun einmal ein Prozeß und im ständigen Fluß.
Persönlich finde ich es sehr schwer, gute Gedichte zu schreiben. Man hat doch sehr schnell das Gefühl verkitscht rüberzukommen. Und dann hat man ja noch die alten Meister im Kopf. Ich frage mich, wie die das mit den ganzen Reimschemata gemacht haben. Ein gutes durchkonstruierters Gedicht ist wirklich harte Arbeit und ich bin dankbar, dass man im 20. Jahrhundert doch ein wenig formloser ist. Was nicht heißen soll, weniger inhaltsvoll.
Natürlich sind alle eingeladen Feedback zu geben. Schreiben ist nun einmal ein Prozeß und im ständigen Fluß.
Persönlich finde ich es sehr schwer, gute Gedichte zu schreiben. Man hat doch sehr schnell das Gefühl verkitscht rüberzukommen. Und dann hat man ja noch die alten Meister im Kopf. Ich frage mich, wie die das mit den ganzen Reimschemata gemacht haben. Ein gutes durchkonstruierters Gedicht ist wirklich harte Arbeit und ich bin dankbar, dass man im 20. Jahrhundert doch ein wenig formloser ist. Was nicht heißen soll, weniger inhaltsvoll.
To Max
A young
sailor
once,
And now an
aging man
Anchored to
work,
What a curse.
That fearless
conquerer,
Who tamed
Wild Things, grew
Enslaved
To a desk
And a pen.
The greatest
king,
He traded
his land
For a meal
And his
mother’s
Affection.
Tell me Max,
What did you
gain?
Can you say
That it’s
true
Satisfaction?
With hollowed eyes
Parchment skin flaps around bones,
Consumed hands marked with age
- 12 spots on the left, 8 on the right-
Rest unawakenedly and the noise
Titters tauntingly and wan light reveals
stripped walls and stale smells pierce
Through the heart and the hour fades
Slowly. Her chattering breath stops.
And starts again.
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