Astrid Kichherr - Selbstporträt |
– Astrid Kirchherr
Astrid Kirchherr ist Teil eines Mythos. Sie ist mitverantwortlich dafür, daß die Beatles Pilzkopffrisuren tragen werden. Als sie ihrem damaligen Freund, Stuart Sutcliffe, als erstem einen Pilzkopf schneidet, lacht John Lennon noch darüber. Kirchherr hat die ersten professionellen Fotos von den Beatles geschossen. Diese Fotos sind aber auch der Grund, warum sie mit der Fotographie brach. Es störte sie, immer nur als Beatles-Fotographin wahrgenommen zu werden. Und sie war bzw. ist mit den Beatles befreundet. "Ich bin von Anfang an sehr stolz auf meine Freunde. Für mich sind sie nicht die Beatles, sie sind meine Freunde."
Ein weiterer Protagonist des Comics Baby's in Black von Arne Bellsdorf ist Klaus Voormann - der älteste Freund der Beatles. Er hat diverse Covers designed u.a. Mando Diao, Turbonegro, Trio, Jimi Hendrix und natürlich die Beatles. Er ist verantwortlich für das Revolver-Design. Außerdem spielte er in Manfred Man Band und in der Band von John Lennon und Yoko Ono Plastic Ono Band. Er hat als music scout in den achtziger Jahren Trio entdeckt.
Klaus Voorman - Selbstporträt |
Hamburg painting no. 2, Stuart Sutcliffe |
Arne Bellsdorf erzählt in dieser Graphic Novel, die bei Reprodukt erschienen ist, die Geschichte einer Liebe. Die Geschichte von Astrid Kirchherr und Stuart Sutcliffe. Und natürlich über die frühen Beatles und den Beginn ihrer Karriere. Gleichzeitig bietet diese Novel aber auch einen Einblick in die Hamburger Subkultur der 60er Jahre. Am Rande blitzen die Konflikte zwischen Rock'n'Roll-Jüngern und der künstlerischen Bohème auf, die sich für Jazz und Existenzisalismus interessierten. Bellsdorf erzählt die Geschichte in starken, kontrastreichen schwarz/weißen, melancholischen Bildern. Er selber dazu in einem Interview: "Eben weil Schwarz-Weiß genau ihre Welt war. Sie hatte dieses Ideal, sich reduziert in Schwarz zu kleiden. Das war ihre Welt und das läßt sich einfach gut in eine Zeichnung übersetzen, die mit diesen Kontrasten Hell/Dunkel arbeitet. Es war total naheliegend, daß ich das so umsetze wie einen Schwarz/Weiß-Film von Jean Cocteau."
Bellsdorf ist es gelungen, den Moment der Liebe auf den ersten Blick graphisch einzufangen. Als Leser mußte ich ein wenig schmunzelen als Astrid sagt, nachdem sie von Klaus gefragt wird, ob er ihr zuviel in punkto Beatles versprochen hätte: "Nicht ganz. Er [Stuart Sutcliffe] sieht viel besser aus James Dean." Dabei sind es doch nur Musiker, die in einer Kaschemme spielen und dabei im Fall von Sutcliffe auch noch eine Sonnenbrille tragen. Also eigentlich etwas dämlich. Und immer wieder diese Blicke, die das gegenseitige Interesse der Beiden bekunden, man meint, man ist dabei, wenn man sich die Zeichnungen ansieht. Die graphische Umsetzung der Nachricht, dass Sutcliffe in Folge seiner Gehirnblutung ins Krankenhaus muß, hat Bellsdorf eindrucksvoll gelöst. Die Sprechblasen um Kirchherr bleiben leer. Wie in Trance scheint sie, als sie nach Hause eilt, um Sutcliffe beizustehen. Bellsdorf: "Gerade der Schluß ist eine Sache, die schwierig zu erzählen ist. Weil es ja eigentlich ein harter Einschnitt ist. Dieser Moment, wenn jemand aus dem Leben gerissen wird, das ist eine Sache, die ich selber nicht erlebt habe und die ich mir einfach so vorgestellt habe, dass es ein Moment der Sprachlosigkeit ist." Aber eben auch ein Moment der Entfremdung von der Realität, der Isolation, der völligen Hilflosigkeit.
Sutcliffe und Kirchherr |
— Astrid Kirchherr
Heurtebise: "Ich verrate Ihnen das Geheimnis aller Geheimnisse... Die Spiegel sind die Tore, durch die der Tod kommt und geht. Sagen Sie es niemanden weiter. Und dann noch: Betrachten Sie sich Ihr Leben lang im Spiegel, und Sie sehen den Tod arbeiten wie Bienen in einem gläsernen Bienenstock."
- Jean Cocteau, "Orphée"
In diesem Sinne: Books not Sex!
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